truffls Jobstory – Claudias Entscheidung (Part 1)

Die truffls Jobstory – In unserem neuen Format werden wir Euch in regelmäßigen Abständen eine Geschichte aus dem Arbeitsleben erzählen. Unsere erste Jobstory handelt von Claudia, einer Ingenieurin aus Hessen, die eine Herausforderung im Berufsleben meistern muss. Das besondere daran: Ihr entscheidet durch eine Abstimmung am Ende des Artikels, wie Claudia diese Herausforderung angehen wird. Wie die Geschichte am Ende ausgeht, ist also komplett Euch überlassen.

 

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und sind gespannt, wie ihr entscheidet!


Claudias Entscheidung

 

Nach dem Abitur in einer Kleinstadt in Nordhessen arbeitete Claudia für ein halbes Jahr als Au-Pair in den USA, ehe sie ein Studium der Ingenieurinformatik in Gießen begann. Das Studium schloss sie nach acht Semestern mit einem Bachelor ab und zog in die Nähe ihrer Eltern zurück nach Kassel, wo sie bereits während des Studiums ein Praktikum in einem mittelständischen Softwareunternehmen machte. In diesem Softwareunternehmen arbeitet Claudia nun seit zwei Jahren.

 

Das Unternehmen besteht seit 23 Jahren und wird vom Sohn des ehemaligen Gründers geführt. In der Eingangshalle des Betriebs hängt ein großes Bild vom Seniorchef mit Paul Allen, einem der Gründer von Microsoft, auf dem sie sich die Hände schütteln. Claudia hatte die Personen auf dem Bild bei ihrem Vorstellungsgespräch nicht erkannt, was für Entsetzen im Gesicht der Sekretärin gesorgt hatte. Jedes Mal, wenn Claudia das Unternehmen morgens pünktlich um 8:55 Uhr betritt, muss sie sich an den peinlichen Zwischenfall erinnern. Das Bild war dem Unternehmen heilig. Immer, wenn neue Kunden im großen Atrium des alten Gebäudes begrüßt wurden, wurde die Geschichte erzählt, wie sich der Gründer und Allen im ersten Semester an der Washington State kennenlernten. Die Geschichte veränderte sich dabei immer ein wenig, je nachdem, welche Kunden eintrafen. Claudia glaubte irgendwann, dass eigentlich keiner im Unternehmen die Wahrheit über das Foto kannte und es einfach nur als Icebreaker fungierte, aber darüber hinaus nichts mit dem Unternehmen zu tun hatte.

 

Claudia arbeitet 39,75 Stunden die Woche. Sie sitzt in der größten Abteilung des Unternehmens, die sich hauptsächlich mit SAP-Implementierungen befasst. Mit den meisten Ihrer Kolleginnen und Kollegen kommt sie gut aus, sie hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag und verdient €45.000 im Jahr, zuzüglich Weihnachts- und Urlaubsgeld. Das Unternehmen hat 90 Angestellte und die Auftragslage ist gut, was aber hauptsächlich an einem Großkunden aus der Schweiz liegt. Eigentlich geht es Claudia gut, sie lebt in einer günstigen 2,5-Zimmer Wohnung am Stadtrand von Kassel und neben den Fixkosten für ihr Auto, Handy und Lebenshaltungskosten legt sie monatlich etwa €700 beiseite.

 

Dennoch ist nach zwei Jahren viel Routine in ihren Job eingekehrt. Der schweizer Großkunde, für dessen Projekte die meisten Angestellten der Firma arbeiten, hat häufig sehr ähnliche Aufgaben für das Team rund um Claudia. Ihr Teamleiter, der 46-jährige Mark, ist bereits seit 10 Jahren im Unternehmen und teilt die Angestellten in die verschiedenen Abschnitte der Projekte ein. Einmal hat Claudia in einem Meeting gefragt, ob sie auch eine andere Aufgabe übernehmen kann. Da wurde Mark laut und hat ihr klargemacht, dass es in seiner Verantwortung liege, ob das Projekt gelingt und dass nur er allein entscheidet, wer im Team welche Aufgaben betreut.

 

Dabei hat Claudia einige Ideen, wie die Projekte schneller zu bewältigen wären. Beispielsweise findet die Kommunikation im Unternehmen ausschließlich per Mail statt, was häufig zu ewig langen E-Mail-Verläufen führt. Sie könnte sich vorstellen, dass ein Messenger die Kommunikation vereinfachen würde. Andererseits weiß sie von ehemaligen Kommilitonen, dass es Programme gibt, die die Personalverwaltung digitalisieren. Das Unternehmen beschäftigt eine ganze Abteilung mit sieben HR-Managern, die den Großteil ihrer Zeit mit dem Einscannen, Übertragen und Ausdrucken von Dokumenten verbringen. Die Marketing-Abteilung der Firma ist hingegen total unterbesetzt, findet Claudia. Das Unternehmen hat einen Stammplatz in der Lokalzeitung, in der, seitdem sie angefangen hat zu arbeiten, immer die gleiche Werbeanzeige erscheint. Außerdem werden die Stellenausschreibungen der Firma ausschließlich auf der Homepage des Unternehmens veröffentlicht. Claudia wurde auf die Stelle damals von ihrer Mutter hingewiesen. Das Unternehmen ist in der Region bekannt. Es war die erste und einzige Bewerbung, die sie geschrieben hatte. Schon wenige Tage nach Bewerbungseingang bekam sie eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Nun arbeitet sie zwei Jahre in dem Unternehmen und merkt von Tag zu Tag, dass sie schwerer morgens aus dem Bett kommt. Bei der Erledigung ihrer routinierten Aufgaben macht sie vermehrt Fehler, weil sie zunehmend unkonzentriert ist. Sie arbeitet nicht mehr effektiv, macht immer häufiger Kaffeepausen und surft vermehrt zum privaten Vergnügen im Internet.

Als das auffällt, bittet Mark sie zum Gespräch und ermahnt sie, dass sie sich zusammenreißen solle und darüber nachdenken müsse, ob sie nach wie vor in der Firma bleiben wolle. Sie erwidert, dass sie gerne etwas andere Aufgaben im Unternehmen übernehmen möchte. Sie hätte da einige gute Ideen, wie man die Prozesse optimieren könne. Außerdem würde sie gerne Mal mit an einem der Meetings teilnehmen, die von den Abteilungsleitern mit dem schweizer Großkunden geführt werden. Mark wird daraufhin wütend und sagt, das sei alles so typisch für diese Generation. Er sei fassungslos über „diese Arroganz” und legt ihr nahe, „endlich wieder auf Kurs” zu kommen. Claudia ist verunsichert und trifft sich mit ihrer besten Freundin aus Schulzeiten, um über ihre derzeitige Lage zu sprechen. Ihre Freundin sagt, dass Mark unbelehrbar sei und legt ihr nahe, zu kündigen.

 

Als sie ihren Eltern von ihrer Situation erzählt, verstehen diese nicht recht, worin Claudias Problem liegt. Claudia solle doch froh sein, in einem so erfolgreichen Unternehmen zu arbeiten, sagt ihr Vater. „Wenn es Probleme gibt, dann muss man die halt ansprechen”, wirft Claudias Mutter ein. Sie selbst wäre damals aber froh über so einen Job gewesen, vor allem wegen des guten Gehalts! Claudia ist jedoch alles andere als froh. Sie weiß noch aus dem Studium, dass viele ihrer Dozenten erzählten, wie gefragt ihr Studiengang sei und wie gut die Jobs nach einem erfolgreichen Abschluss aussehen würden. Doch irgendwie hatte sich Claudia etwas anderes unter einem „guten Job” vorgestellt.

„Irgendetwas muss sich jetzt ändern”, denkt sich Claudia.

 

Sie öffnet nach der Rückfahrt von ihren Eltern eine Flasche Wein, setzt sich auf die Couch in ihrem Wohnzimmer und beginnt auf ihrem Laptop zu tippen…

 

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