Robot Recruiting – Wenn Wall-E meine Bewerbung checkt

Robot Recruiting

Natürlich sitzt da nicht wirklich Wall-E am Schreibtisch. Auch nicht Marvin, Chappie oder R2-D2. Aktuell trifft man immer wieder auf den Begriff des Robot Recruitings, und er wird in Zukunft sicher nicht an Relevanz verlieren – ganz im Gegenteil. Stichwort: Big Data. Der „Roboter“ ist in diesem Fall eine datenbasierte Analysesoftware, durch die der Bewerbungsprozess zumindest teilweise automatisiert werden kann. Die Analysesoftware liest sowohl eingescannte Lebensläufe als auch standardisierte Formulare und kann sie in Sekundenschnelle auswerten. Die Daten der Bewerber werden mit den vorher festgelegten Anforderungen abgeglichen. Wer nicht ins Schema passt, wird aussortiert. Die größten Vorteile dieses Verfahrens sollen Effizienz und Gerechtigkeit im Hinblick auf Gleichberechtigung und so die Vermeidung von Diskriminierung sein. In den USA greift bereits ein Großteil der Konzerne auf Robot Recruiting zurück und auch in Deutschland findet es immer mehr Verwendung.

Vor- und Nachteile für Unternehmen

Die Vorteile des Robot Recruitings für Unternehmen sind relativ offensichtlich: Die automatisierte Bewerberauswahl spart großen Unternehmen, die jährlich tausende von Bewerbungen erhalten, Zeit und Geld. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der immer wieder betont wird, ist die schon erwähnte Objektivität des Computers. Bei der Auswahl wird keine Rücksicht auf Aussehen, Ethnie oder Geschlecht genommen, hier ist der Roboter dem Menschen einen Schritt voraus. Die Kehrseite der Medaille bildet jedoch der Verlust von Individualität und Persönlichkeit. So besteht das Risiko, dass Topkandidaten vom System aussortiert werden, weil sie nicht dem Standard entsprechen. Negative Auswirkungen hätte dies vor allem in Branchen mit starkem Fachkräftemangel.

Ob der Einsatz von Robot Recruiting in Form von Vorauswahl der Bewerbungen sinnvoll ist, hängt vor allem von der Größe des Unternehmens ab. Das System lohnt sich nur bei einer gewissen Menge von Bewerbungen durch einen kontinuierlich hohen Personalbedarf. Hinzu kommt, dass für die Erstellung von guten Musterprofilen eine große Datenmasse benötigt wird, über die kleine und mittlere Unternehmen in der Regel nicht verfügen.

Unter Robot Recruiting fällt allerdings auch das so genannte CV-Parsing. Dabei werden Lebensläufe automatisiert in Eingabefelder übertragen. Dieses Verfahren ist auch ein Teil der Job-App truffls. Bewerber können ihren Lebenslauf einfach hochladen, statt alle Angaben manuell eingeben zu müssen. Neben truffls benutzen beispielsweise auch Unternehmen wie Bosch das CV-Parsing-Verfahren.

Vor- und Nachteile für Bewerber

Für Bewerber liegt der größte Vorteil in der Vereinfachung des Bewerbungsprozesses. Durch die Standardisierung müssen sie sich keine Gedanken mehr um ein tolles Layout und ausgefallene Formulierungen machen. Nicht nur Arbeitgeber können also durch Robot Recruiting Zeit sparen. Auch Gruppen, die häufig von Diskriminierung betroffen sind, bietet das System bessere Chancen.

Dennoch stehen viele Bewerber dem Robot Recruiting noch skeptisch gegenüber. Vor allem das Risiko, aufgrund von eigentlich geringfügigen Abweichungen vom Standardprofil aussortiert zu werden, ist dafür ausschlaggebend. Auch die Chance, durch seine Persönlichkeit, Motivation und Kreativität zu überzeugen, fällt bei dem gezielten Fokus auf Zahlen und Fakten weg.

Ein Blick in die Zukunft

Robot Recruiting wird voraussichtlich nicht nur in der Bewerbersichtung, sondern auch im aktiven Recruiting eine immer größere Rolle spielen. Besonders Unternehmen die vom Fachkräftemangel betroffen sind, gehen von sich aus auf die Suche nach passenden Mitarbeitern und werden dabei mehr und mehr von Computern unterstützt.

Trotz vielfältiger Anwendungsmöglichkeiten und Effizienz hat auch das Robot Recruiting seine Grenzen und ist nur für die Vorauswahl von Bewerbern geeignet. Auf den höheren Ebenen des Bewerbungsprozesses ist die menschliche Beurteilung weiterhin unersetzlich. Denn Faktoren wie Sympathie, die mitentscheiden, welcher Kandidat wirklich auf die jeweilige Stelle und in das Unternehmen passt, lassen sich nicht von einem Roboter berechnen.


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