Teil 1 – Warum heute alle über Diversity Management reden
Das Fundament
Die Idee des Diversity Managements entstand nicht über Nacht. Im Gegenteil: Es mussten Reden gehalten, gekämpft und demonstriert werden, bevor das Thema Diskriminierung von Minderheiten überhaupt in den Fokus öffentlicher und politischer Debatten rückte. Beispielhaft sei hier die Rede von Dr. Martin Luther King genannt oder der Bus-Boykot von 1955. Diese Bürgerrechtsbewegung schuf ein gesellschaftliches Klima des Diskriminierungsbewusstseins. So entstand beispielsweise der „Civil Rights Act“. Dieser verbot Diskriminierung sowohl in den öffentlichen als auch in den privaten Beschäftigungen und Instituten, welche Finanzhilfen vom Staat erhielten. Im August 1969 machte Präsident Richard Nixon Gleichberechtigung unter dem Namen „Equal employment opportunity in the Federal Government“ zur „Executive Order 11478“. Diese politischen und rechtlichen Aktionen gelten als Fundament für die Entstehung des Diversity Managements.
1987 verdeutlichten Johnston und Packer in der Publikation „Workforce 2000“ des Hudson Institutes wie wichtig der produktive Umgang mit Vielfalt ist. Sie prophezeiten einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel auf Grund von zu erwartenden Veränderungen auf dem US-amerikanischen Arbeitsmarkt. Durch ihre Studie wurde klar, dass die Belegschaft immer langsamer wachsen wird. Zudem waren sie sich sicher, dass der Anteil von älteren, weiblichen oder benachteiligten Mitarbeiter*innen wächst. Darüber hinaus wussten sie bereits, dass durch die Globalisierung ein erhöhter Wettbewerb ensteht. Wer in Zukunft die Ressourcen nicht optimal nutzt und nicht für gleiche Einstellungsmöglichkeiten sorgt, wird als Unternehmen nicht überleben. Aus dieser Studie entwickelte sich Ende der 80er Jahre beziehungsweise Anfang der 90er Jahre zunächst in den USA das Diversity Management als Managementkonzept . In diesen Jahren wurden die ersten wegbereitenden Publikationen zu diesem Thema in den USA veröffentlicht.
Der Weg nach Deutschland
Nachdem das Thema Diversity Management vermehrt Interesse erweckt hat, begünstigt die Globalisierung die Einführung von Diversity Management auch in Deutschland. Anders als in den USA, liegt hier der Ursprung der Diskussion zur Gleichberechtigung in dem Streben nach Chancengleichheit für Mann und Frau. So wurde 1980 das Gesetz über die Gleichbehandlung von Männern und Frauen am Arbeitsplatz und über die Erhaltung von Ansprüchen bei Betriebsübergang erlassen (§611a BGB).
Trotz der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Implementierung wurde erst 2006 ein allgemeines Gesetz bezüglich der Gleichberechtigung veröffentlicht. Die Zielsetzung des Allgemeinen Gleichberechtigungsgesetzes, kurz AGG, ist es, “Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen” (§1 AGG).
Das Thema Diversity Management hat somit einen politischen und einen wirtschaftlichen Hintergrund. Es gibt somit keine eindeutige Definition. Prinzipiell steht Diversity Management allerdings für eine Repräsentation von Personen unterschiedlicher Gruppenidentitäten im selben Sozialsystem.
Auch wenn der Ursprung des Diversity Managements in der Bürgerrechtsbewegung liegt, so liefern ökonomische Gründe letztendlich die stärksten Argumente für die wirtschaftliche Implementierung von Diversity Management. Diesen Argumenten widmen wir uns detailliert im zweiten Teil …