Der ideale CV:
Interview mit Britta Kiwit von “Dein-Lebenslauf“
Alle Stationen Deiner bisherigen Karriere auf einer Din A4-Seite: Der Lebenslauf, der sogenannte CV, ist quasi das Aushängeschild jedes Bewerbers. Er ist das Dokument, dem Personaler bei der Auswahl neuer Mitarbeiter am meisten Aufmerksamkeit schenken. Doch welche Informationen gehören überhaupt in einen CV – und welche Details sollten Bewerber lieber verschweigen?
Wir haben mit einer echten Expertin über genau dieses Thema gesprochen! Britta Kiwit von “Dein-Lebenslauf“ beantwortet uns alle offenen Fragen über die Visitenkarte des Bewerbers.
Hallo Britta! Vielen Dank, dass Du Dir für unsere truffls-User Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten. Wir von truffls bieten unseren Nutzern an, ihren Lebenslauf für die Job-Bewerbung per LinkedIn-Profil einzuspeisen, ihn abzufotografieren, hochzuladen oder die jeweiligen Qualifikationen selbst einzugeben. Ein förmliches Anschreiben an den potentiellen neuen Arbeitgeber fällt hier komplett weg. Wie sieht für Dich als Expertin ein erfolgsversprechender Lebenslauf aus?
„Das Wichtigste bei jedem Lebenslauf ist, dass der Personaler die aktuelle Position direkt auf einen Blick sieht und sich nicht erst minutenlang einen Überblick verschaffen muss. Dabei geht es im Lebenslauf nicht darum, jedes noch so kleinste Praktikum aufzulisten, sondern lückenlos die wirklich relevanten Stellen zu umschreiben.
Hilfreich kann an diesen Stellen oft ein kleines Kurzprofil sein, welches am Anfang oben ergänzt wird und kurz die wichtigsten Stationen bündelt.“
Auf eurer Homepage bietet ihr verschiedene Layouts für Lebensläufe an – schließlich ist meistens auch eine professionelle Optik von Vorteil. Nun gibt es jedoch gestalterische Unterschiede was das jeweilige Berufsfeld betrifft – ein Designstudent oder Grafiker benötigt einen künstlerisch individuelleren Lebenslauf als ein Jurist oder Steuerfachmann. Wie geht ihr diese Herausforderung an?
„Absolut richtig. Daher steht Authentizität bei uns auch an erster Stelle. Es würde überhaupt nicht passen, wenn sich eine Sachbearbeiterin für den öffentlichen Dienst mit einem total verrückten Lebenslauf mit vielen Icons und einer grellen Farbe bewirbt.
Aber auch die Persönlichkeit des Bewerbers sollte eine Rolle spielen bei der Erstellung von individuellen Bewerbungsunterlagen. Wir achten also nicht nur stark auf die Branche und Position, sondern auch auf den Charakter des Bewerbers, damit er sich bestmöglich in den Unterlagen wiedererkennt.“
Manchmal passiert es Bewerbern ja doch mal, dass sie eine Lücke im Lebenslauf haben. Wie erklärt man diese am besten bzw. wie sollte man diese in einen Lebenslauf integrieren, um beim Personaler kein Stutzen hervorzurufen?
„Das gute vorneweg: Den perfekten Lebenslauf gibt es nicht. Es ist in Ordnung, wenn man nach dem Studium in einer Orientierungsphase drei, vier oder fünf Monate nach dem passenden Job sucht, zumal oft auch die Unternehmen Zeit benötigen und sich der Prozess dadurch hinziehen kann. Wichtig ist dabei nur, diesen Zeitraum auch dementsprechend zu umschreiben – bei jeder nicht erklärten „Lücke“ fragt sich der HR-Manager sonst schnell: „Hat der Bewerber eigentlich den ganzen Tag nur auf der Couch gesessen?“
Der zweite wichtige Punkt – auch, wenn es abgedroschen klingt: Lügen haben kurze Beine. Wir geben daher immer den Ratschlag, dass man Lücken zwar gut kaschieren sollte, aber sich nicht in Unwahrheiten verstricken sollte. Der beste Trick, von den zeitlichen Brüchen im Lebenslauf abzulenken ist, ihnen möglichst wenig Aufmerksamkeit zu schenken und den Schwerpunkt lieber auf die Stärken zu lenken.“
Die Firma Siemens hat diesen Sommer gegenüber der Wirtschaftswoche geäußert, über Bewerbungen ganz ohne Fotos nachzudenken. Der Grund: Die Personaler würden auf Basis der Bilder zu subjektiv beeinflusst werden und so womöglich unkluge Entscheidungen treffen. In Kanada sind Fotos in Bewerbungen aufgrund dessen sogar verboten. Was hältst Du von dieser Idee?
„Ich finde die Idee großartig und würde mir sehr wünschen, dass dies auch in Deutschland der Fall wird. Meiner Meinung nach sind wir davon aber flächendeckend noch meilenweit entfernt. Für viele Personaler ist ein Bewerbungsfoto in der Praxis immer noch essentiell und hilft ihnen, in der Bewerberflut nicht unterzugehen.“
Sogenannte “Infografiken“ sind in Bewerbungen bzw. als Lebensläufe immer noch ein Thema. Dabei werden alle relevanten Infos und Skills nicht wie gehabt tabellarisch aufgelistet, sondern optisch ansprechend aufbereitet. Bietet ihr diese Option bei “Dein-Lebenslauf“ ebenfalls an?
„Wir schaffen es für gewöhnlich immer, jeden Kundenwunsch zu erfüllen. Auch Infografiken oder „Timelines“ sind kein Problem; sollten aber meist vom Bewerber proaktiv selbst vorgeschlagen werden. Denn auch hier muss diese extravagante Art des Lebenslaufs zum Bewerber, der Branche und der Position passen.“
Auf eurer Homepage gibt es weiterhin einen Übersetzungsservice für Bewerber, die ihr Glück auch im Ausland versuchen möchten. Passt ihr die Lebensläufe je nach individuellem Land an? Es gibt ja durchaus Unterschiede zwischen einer “klassischen“ deutschen oder amerikanischen Bewerbung.
„Ja genau – hier gehen wir auf die unterschiedlichen Anforderungen des jeweiligen Landes ein. Wenn man sich in Europa bewirbt, ist es üblich, aufs britische Englisch zurückzugreifen – viele vergessen, dass es auch hier bereits zum amerikanischen Englisch entscheidende Unterschiede geben kann. Auch ein Foto wird dann in den meisten Fällen nicht mehr benötigt; es sei denn man bewirbt sich zum Beispiel bei einer deutschen Firma, die einen Sitz im Ausland hat.“
Vielen Dank an Britta Kiwit für das für unsere User sehr interessante und aufschlussreiche Interview!